Ukraine : Eine demografische KatastropheARTE Reportage

Zum ersten Mal erwähnte Präsident Selensky die menschliche Bilanz des Krieges im vergangenen Dezember: 43 000 Tote und 570 000 Verletzte für die Ukraine, 198 000 Tote und über 500 000 Verletzte für Russland. Die Bevölkerung in der Ukraine schmolz von 52 Millionen Einwohnern nach der Unabhängigkeit 1991 auf 43 Millionen im Jahr 2021, dem Jahr vor der russischen Invasion. Seitdem verliert die Ukraine jedes Jahr etwa 300.000 Einwohner. Mehr als 20 % ihres Territoriums sind von Russland besetzt.
Der Krieg hat die Lage drastisch verschärft. Die Geburtenrate liegt nur noch bei einem Kind pro Frau, nahe der Front liegt sie bei Null. Viele Frauen im gebärfähigen Alter haben das Land verlassen. Die Ukraine ist heute mit 6 Millionen Flüchtlingen im Exil ein Auswanderungsland geworden. Nach offziellen Schätzungen könnte die Bevölkerung bis 2040 auf 35 Millionen Menschen schrumpfen und dann mit zu den ältesten in Europa gehören. 
Die am stärksten entvölkerten Regionen Tschernihiw und Sumy, nördlich und östlich von Kyiw, sind durch ihre Nähe zu Russland ständig Angrifen ausgesetzt. Halb zerstörte Dörfer sind verlassen, Arbeitgeber haben Schwierigkeiten, die Wirtschaft am Laufen zu halten, Schulen sind leer, Krankenhäuser haben Mitarbeiter verloren, die ins Ausland flohen. 
Die irische Grafschaft Kerry hat gut 100.000 ukrainische Flüchtlinge aufgenommen, vor allem Frauen und Kinder. Einige von ihnen wollen hier bleiben, sie denken nicht mehr daran, in die Ukraine zurückzukehren.